Ilse Schultze

Es ist mir eine Ehre, ein paar Sätze über Ilse Schutze an dieser Stelle schreiben zu dürfen

Nach meinem Dafürhalten hat Ilse den DWZRV maßgeblich mit geformt.

Ilse Schultze trat am 1.3.1946 in den DWZRV ein. Im gleichen Jahr gründete sie mit Freunden den Norddeutschen Windhund-Rennverein.

Ihre ersten Greyhounds waren Pizzi (aus Ungarn) und Charme (zugelaufen). Damals lebte Ilse mit Ihrem Mann Günther Schultze und Sohn Holger auf einem Trümmergrundstück Am Schwalbenplatz in Hamburg. Wenn das Wetter es zuließ, stellte Ilse den Kinderwagen mit Holger draußen in die Sonne. Pizzi und Charme bewachten nun Holger und nahmen ihre Aufgabe sehr ernst. Man brauchte sich nie um Klein Holger Sorgen zu machen.

Später erhielt Ilse von Margot Brendel die 12 Wochen alte Meyborg‘s Mücke geschenkt. Ich war damals als kleiner Junge bei der Übergabe dabei. Margot Brendel öffnete ihren Pelzmantel und es kam Mücke zum Vorschein. Sie drückte dieses Hundekind Ilse auf den Arm mit den Worten: Hier Ilse, ich habe etwas für Dein Herz. Meyborg‘s Mücke sollte eine der schönsten Greyhounds der damaligen Zeit werden. Sie hatte allerdings keine Ambitionen, auf der Rennbahn zu laufen. Nach dem Tod von Margot Brendel kam dann noch die Wurfschwester Leslie zu Familie Schultze. Leslie war nicht ganz so schön, aber eine ehrgeizige und sehr passionierte Rennhündin die viele sehr erfolgreiche Rennen in Deutschland lief.

Ilse erwarb Anfang der 60er Jahre in Co-Ownerschaft mit Lorle Spakowsky (Präsidentin des IKFB-Internationaler Club für Französische Bulldoggen) die aus Holland stammende Greyhound Hündin Yellow Rose v.d. Cruyssen. Yellow Rose wurde in Hamburg auf dem Derbyplatz von ihrem Besitzer abgegeben weil sie gerauft hatte. Es war damals eine sehr traurige Angelegenheit. Das einzig Gute war, dass Yellow Rose v. d. Cruyssen bei Lorle Spakowsky blieb und so die Zuchtstätte „Spalowil’s“ gegründet wurde.

1963 fiel dann der A – Wurf im Spalowil’s-Zwinger. Dieser Wurf hat Geschichte in Deutschland geschrieben. Der gesamte Wurf brillierte auf den Ausstellungen und auf der Rennbahn. Bei Ilse und Lorle verblieben die Hündinnen Arabella und Amorina. Beide Hündinnen waren wunderschön und tolle leistungsbereite Rennhunde. Amorina hat auf vielen Bahnen die Bahnrekorde gebrochen. Beide Hündinnen konnten das UICL Championat für Schönheit und Leistung gewinnen.

Auf dem Bild: Spalowil’s Aquiz, Amorina, und Arabella. Alle drei Hündinnen errangen mehrere Nationale und Internationale Championate, Bundessieger, Verbandssieger sowohl bei Ausstellungen wie auch bei Rennen waren sie sehr erfolgreich und Amorina war eine tolle Zuchtündin. Viele ihre Nachkommen waren ebenfalls sehr erfolgreich.

UICL-Europasiegerin: Spalowil’s Amorina. Auf dem Bild. Von rechts: Walter Bitzer, Ilse Schultze und eine Holländische Sportfreundin.  

Die Schwester Aquiz ging zu Usch Brendel und gewann ebenfalls das UICL Championat für Schönheit und Leistung. Sie wurde u. a.  als  erste deutsche Hündin auch Holländische Championesse. Mit Hunden aus diesem A – Wurf begannen mehrere Greyhoundfreunde ihre Zucht. So z.B. Eduard und Barbara Berghausen mit dem Zwinger Longleg`s, Margit Roth mit dem Zwinger vom Pellerschloss und Walter Bitzer mit den Greyhounds vom Venusberg.

Auch noch heute gibt es Greyhoundlinien für Schönheut und Leistung, die das Blut der Spalowil‘s tragen.

Später folgten noch drei weitere erfolgreiche Würfe im Zwinger Spalowil‘s. Im letzten (D) Wurf wurde Desir geboren, Bes. Bärbel und Manfred Müller.

Für Ilse war in der Zucht Schönheit gleichzusetzen mit Funktionalität und Gesundheit. Schönheit und Leistung waren ihr auch als Richterin oberstes Gebot bei allen Windhundrassen die sie richtete.

Ilse Schultze bekleidete viele Ämter im DWZRV:

Sie war 10 Jahre 1. Vorsitzende im NWR.

Bereits im Zuchtbuch 1972 / 1973 wurde sie als Spezialrichterin für Afghanische Windhunde erwähnt. Es kamen später noch die Rassen Greyhound, Galgo Espanol, Italienisches Windspiel, Magyar Agár, Pharaoh Hound und Whippet dazu.

Lange Zeit war Ilse Schultze auch ein sehr geschätztes Zuchtkommissionsmitglied für die Rasse Greyhound.

1984 wurde sie zur Richtervertrauensfrau gewählt. Dieses Amt behielt Ilse bis 1990 inne. Sie war maßgeblich an der Ausbildung der Richter in diesem Verband beteiligt. (Prüfungsausschuss)

Was Ilse im Besonderen ausgemacht hat war, dass sie ihrem Gesprächspartner, egal ob es ein Erwachsener oder ein Kind war, immer auf gleicher Ebene gegenüber trat.

Ilse hat uns Kindern immer vermittelt, dass ein Windhund kein Sportgerät sei, sondern in erster Linie der Kamerad Hund. Ich habe z.B. nicht nur die „technischen„ Sachen des Windhundsports von ihr gelernt, sondern vor allen Dingen die moralischen und ethischen Belange. Diese erachte ich heute als die Wichtigeren.

Ilse hatte die besondere Begabung, als Richterin jedem Aussteller das Gefühl zu vermitteln, er habe einen besonderen Hund an der Leine. Das machte sie natürlich als Richterin sehr beliebt. So konnte sie Fehler der ihr gezeigten Hunde benennen, ohne dass man es ihr übel nahm….

Ilse nahm die Bedürfnisse ihrer Hunde immer sehr ernst. So wurden die Hunde regelmäßig im freien Gelände von der Leine gemacht. Es machte Ilse auch nichts aus, 1000 Km zu einem Rennen zu fahren, um dann vor Ort festzustellen, dass diese Bahn ihren Anforderungen an eine gute Rennbahn nicht entsprach. Die Hunde wurden nach einem Spaziergang wieder ins Auto gepackt und es wurde nach Hause gefahren.

Ilse Schultze lebte bis zuletzt in Ihrem Haus in der Anderheitsallee in Hamburg. Sie hatte es sich gewünscht, in diesem Haus bis zuletzt bleiben zu können. Dank Eva und Sabine Schneider ist es tatsächlich möglich gewesen. Soviel zu Freundschaft…

  

Walter Brandt, März 2021