“Alexander” Barsois

Züchterin: Angela Harwick-Krüpe, verstorben im Frühjahr des Jahres 1999

Ich habe Frau Angela Krüpe 1986 kennengelernt und besaß insgesamt 8 Hunde aus Ihrer Zucht.

Dies waren Kyra Alexander (geb. 13.06.1981), Mischailow Alexander (geb. 08.03.1982, DWZRV Deutscher Schönheits-Champion, Dt. Ch., Europajugendsieger 1983, LS NRW 1986), Ulan Alexander (geb. 17.07.1988), Yna Alexander (geb. 22.11.1995), Yvanow Alexander (geb. 22.11.1995, DWZRV Deutscher Schönheits-Champion, Dt. Ch.), Suschenka Alexander (geb.16.06.1986), Valeska Alexander (geb. 06.09.1989), Alexander Alexander (geb. 04.11.1998)

Mich hat von Anfang an ihre selbstlose Liebe zu Ihren Hunden fasziniert. Wer Angela Krüpe kannte, weiß, dass es nichts gab was sie nicht für Ihre Hunde getan hätte.

Angela Krüpe lebte mit all ‘ihren Hunden mitten in Dortmund auf einem Grundstück von 8000 qm, das Haus war nicht sehr groß, jedoch liebevoll für das familiäre Zusammenleben mit ihren Hunden gestaltet.

Sie war viele Jahre lang einer der führenden Züchterinnen in Europa und etliche ihrer Hunde begründeten bei ihren Besitzern eine neue Zucht.

Ihre Hunde waren berühmt für den unverwechselbaren Typ des Alexander Kennels, der gekennzeichnet war durch den hochtypischen Kopf mit feinem Rosenohr und die Reinheit der roten Farbe.

Bis heute fasziniert mich ihre Philosophie ihre Hunde zu züchten. Die Alexander Barsois waren jahrelang ein europäischer Inbegriff für die deutsche Barsoi Zucht. Frau Krüpe hat direkt nach dem 2. Weltkrieg mit ihrer Zucht angefangen und war insgesamt ca. 55 Jahre lang Mitglied im DWZRV und auch Ehrenmitglied bis zu ihrem Tod. Sie züchtete einen eigenen Barsoi Typ, der sich in ihrer Zucht schnell festigte. Ihre Hunde waren einfach unverwechselbar!

Sie selbst mochte keine, wie sie es nannte, bunten Barsois, die mehrfarbig gezeichnet waren. Angela Krüpe wollte nie eine Farbvermischung in ihrer Zucht, ich habe sie so verstanden das sie es hielt wie die Perchino Zucht, Farbe klar und reingehalten. Sie hat soweit mir bekannt da auch nie Kompromisse gemacht.

Sie hatte eine Linienzucht (2-3 parallellaufende Linien, welche vom Typ her miteinander sehr gut harmonierten) und war dadurch nicht oft auf Fremdblut angewiesen. In den letzten ihre Zuchtjahre ist ihr nur noch eine Linie geblieben und man konnte selbst sehen das damit dann leider der Typ schlechter wurde.

Sie war meine züchterische Mentorin, die Ihr Wissen und Ihre Leidenschaft zur Rasse Barsoi wie ein Strohfeuer auf mich übertrug. Ihre Hunde haben sie mit tiefer Inbrunst und einer Selbstverständlichkeit geliebt, welches kaum in Worte zu fassen ist. Es gab keinerlei Unruhe in ihrer Hundegruppe, sie alle lebten als große Familie zusammen.

Der Barsoi sollte für sie ein sehr ursprüngliches Wesen mit jagdlicher Leidenschaft besitzen. Sie mochte es sehr, mit ihren Hunden auf die Rennbahn zu gehen, u. a. waren ihre Hunde UICL Rennsieger.

Des Weiteren erreichten ihre Hunde unzählige nationale und internationale Schönheitschampionate, sowie Auszeichnungen für Schönheit und Leistung.

Der Alexander Kennel stand viele Jahrzehnte für das erklärte Zuchtziel des DWZRV, Schönheit und Leistung, ein.

Vom Wesen erwartete Frau Krüpe Hunde, die absolut treu und verlässlich waren.

Ich habe Alexander Barsois so kennengelernt und auch verehrt, dass sie sehr gerne ihrer Jagdleidenschaft nachgegangen sind, was sie durchaus auch mal schwieriger machte, aber sie waren Zuhause immer hochfamiliär, sehr sozial und hätten für ihre Familie alles gegeben. Diese Hunde hätten einen in den Tod begleitet.

Zum Ende ihrer züchterischen Tätigkeit fielen ihr Umstände innerhalb der deutschen Zuchten auf, welche ihr Bedenken machten. Frau Krüpe mochte z. B. das „Vermischen“ der Fellfarben nicht, welches damals moderner wurde. Sie war der Meinung, dass sich dadurch bei den Hunden der Phänotyp nachteilig verändere. Jegliche Zahnfehler mochte sie überhaupt nicht. Das Gangwerk des Barsois musste für sie immer leichtfüßig, kraftvoll und elegant sein. Sie legte sehr großen Wert auf den Kopf des Barsois. Wer den Alexander Barsoi noch kannte, weiß sicher genau was ich meine. Diese Köpfe waren unverwechselbar, man hat Hunde ihrer Zucht sofort erkennen können. Das Sozialverhalten war ihr ebenso wichtig, sie duldete keine Auseinandersetzungen unter ihren Hunden. Ihre Hundegruppe zu erleben war nur schön, es war ein großer Familienverbund.

Sie haderte oft mit, wie sie meinte, DWZRV-Mitgliedern welchen es nicht mehr in erster Linie um die Hunde ging, sondern um das Prestige und Ansehen welches sie durch diese Hunde vermeintlich erhielten.

Sie hatte Respekt davor einen fremden Rüden zu nutzen, ihre Angst vor Nichtehrlichkeit anderer Menschen war zu groß.

Nach dem Tod von Angela Krüpe wurde der Zwinger dann von Frau Dagmar Renelt übernommen.

Das Sternzeichen von Frau Krüpe war der Widder, wir beide haben den gleichen Geburtstag, ich habe sie als sehr liebevoll und restriktiv empfunden, sie hatte Ideale, nach welchen sie lebte und züchtete und hat diese, meines Wissens nach, zielstrebig verfolgt. Für diese Ideale hat sie für sich auf Luxus und Komfort verzichtet. Ihre Hunde waren immer wichtiger für sie als der eigene Komfort.

Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich viele Jahre mit Angela Krüpe verbringen durfte, von ihrem wertvollen kynologischem Wissen, welches sie mir gerne voller Enthusiasmus vermittelte und ihrer Leidenschaft für die Hundezucht, aus welcher ich bis heute schöpfen kann.

Noch immer, an unserem gemeinsamen Geburtstag, nutze ich eine Tasse welche aus ihrem Haushalt stammt um meinen Kaffee an diesem Tag besonders zu genießen.

Ihre Zuchtphilosophie lebt heute in meiner Boston Terrier Zucht weiter.

Liebe Angela Krüpe, ich und ganz sicher auch andere, die Dich kannten, werden Dich und Deine geliebten Hunde niemals vergessen!

Text von Thomas Scholz, Zwinger von der Wittenaue