PACHACUMAC Afghanische Windhunde

Züchter: Ursula und Heinz Schulze

1956 war Ursula Schulze beim Ausführen ihrer beiden schwarzen Pudel im ehemaligen Düsseldorfer Zoo dem Ehepaar Sachs mit deren Afghanischen Windhunden begegnet und verlor ihr Herz sofort an diese faszinierende Windhundrasse .

Bhakkar s Babshy

Durch Vermittlung von Sachsens konnte sie noch vor Weihnachten des gleichen Jahres die Afghanenhündin „Bhakkar’s Babshy“ vom Züchter Szalinski erwerben.

Babshy – damals 10 Monate alt, war bereits durch 4 Hände gegangen – wurde später eine hervorragende Rennhündin: Derysiegerin 1957, Bundesrennsiegerin 1957, UICL-Rennssiegerin 1957, Landesrennsiegerin Nordrhein-Westfalen. Sie wurde die Mutter (Vater der bekannte Rennrüde „Jalesco el Hor“) des ersten Afghanenwurfes des Zwingers Pachacumac (vorher hatte Ursula Schulze 3 Würfe schwarze Pudel gezüchtet.

Doree Pachacumac

 

 

Dieser D-Wurf (4 Welpen) wurde ein Donnerschlag: „Dorée“, Derbysiegerin 1961 (mit 36,2 sec.), Bundesrennsiegerin 1961/63, UICL-Rennsiegerin 1961/62/63, Landesrennsiegerin 1961/62, war 66 Rennen gelaufen und hatte davon 62 (1) gewonnen.

 

Sie stellte für lange Zeit den Bahnrekord in Hamburg-Farmsen mit 35,5 sec auf 480 m und 26,2 sec auf der festen Bahn in Utrecht/NL ein. Außerdem wurde sie auch Internationale und Jugoslawische Schönheitschampionesse.

Dondo Pachacumac

Ihre 3 Geschwister, die Brüder „Dondo“ (Derbysieger 1961), „Debüt“ (Gewinner vieler Rennen im süddeutschen Raum) und ihre Schwester „Dodo“ – ebenfalls sehr erfolgreich auf der Rennbahn – schrieben Renngeschichte. Ursula Schulze – seit 1958 Mitglied im DWZRV – war voll ins Renngeschehen eingestiegen.

Ich bin so ausführlich auf diesen ersten Pachacumac-Wurf eingegangen (nachzulesen auf der Homepage des Zwingers in einer ausführlichen Chronik), um verständlich zu machen, dass Ursula Schulze – natürlich mit voller Unterstützung ihres Ehemannes – von Grund auf dem Windhundrennsport verbunden war. Nicht viel später – mit Zuchterfahrung, Aneignung von Wissen und Feeling – wurden die Pachacumacs auch im Ausstellungsbereich sehr erfolgreich und bestimmten nachdrücklich das Zuchtgeschehen.

Der Zwingername „Pachacumac“, veröffentlicht im Zuchtbuch Band XIX, 1958 – 1960, wurde ein Markenzeichen, er resultierte aus den Zeiten der Pudelzucht; die erste Pudelhündin hatte Inka geheißen. Inka war eigentlich ein Herrschertitel, wurde aber später als Bezeichnung für ein indianisches Herrschergeschlecht im mittleren Andengebiet Südamerikas verwendet. Sie verehrten einen Sonnengott namens „Pachacumac“ (auch Pachacamac geschrieben) und nannten sich „Sonnensöhne“. Allein schon die Bedeutung des gewählten Zwingernamens musste als Herausforderung gelten.

Gypsi Pachacumac

Gypsi Pachacumac

So gab es im nächsten Wurf schon wieder herausragende Hunde.

Der Multichampion „Gypsi“ erhielt als erster Afghane den begehrten (und teuer zu erkämpfenden Titel) „UICL-Champion für Schönheit und Leistung“, Certifikat Nr. 5 (Bes. Schäfer-Kroth);

Gaja Pachacumac

die Schwester „Gaja“ wurde Deutsche Championesse (Bes. E. Schwalb).

Hafis Pachacumac

Aus dem folgenden H-Wurf wurde „Hafis“ 4-facher Länderchampion, u.a. Bundessieger 1964, Verbandssieger 1965, UICL-Europasieger 1965, der zur damaligen Zeit meist eingesetzte Deckrüde mit vielen Nachkommen.

Hummel Packacumac

Die Schwester „Hummel“ wurde dann die eigentliche Stamm-Mutter der weiteren, sehr erfolgreichen Zucht. „Hummel“ war

Nathan Pachacumac

auch die Mutter des ungemein korrekten und hoch prämierten MCH „Nathan“, u.a. Bundesieger 1966/67/69, Verbandssieger 1967 (nach CH. Wladimir v. d. OM), der später in die USA ging; er wurde als

Nathan

2. Pachacumac „UICL-Champion für Schönheit und Leistung“.

 

Kurz darauf holte sich Ursula Schulze fremdes Blut, die so erfolgreiche „Hummel“ wurde mit dem Rüden „Nebene de Pandjah“ (im Besitz des Zwingers „El Kaira“) gepaart. Damit setzte die Züchterin zum ersten Mal englisch-amerikanische

Gunga Din of Carloway

Blutlinien ein – durch „Nebenes“ Vater, den Belg. CH „Gunga Din of Carloway“. Der Erfolg gab ihr Recht, es wurde ein spektakulärer Wurf, gleich 3 Wurfgeschwister machten Furore.

Pan Pachacumac

An erster Stelle sei MCH „Pan genannt,

Int., Deutscher, 3x Luxembourg Champion, Verbandssieger 1970, Weltsieger 1971, div. LS-Titel – mit einem traumhaften Kopf ausgestattet,

Pan

den er auch seinen Nachkommen vererbte.

Er wurde ein Merkmal – der „Pachacumac-Kopf“, hochedel, lang, dabei aber geschlechtsgeprägt, mit hoher schwarzer Maske.

Dann „Pandjah“, Spitzenrennhund, u.a. UICL-Rennsieger und die schöne Schwester

Pani Pachacumac

MCHPani“, schattiertes Rot mit Sable durchzogen, schwarze Maske – 3fache Länder-Championesse, Verbandssg. 68, UICL-Sieg. 69 und BIS, UICL-Sieg. 71, Bundessg. 69, div. LS-Titel – wurde nun, mit verschiedenen Rüden verpaart – die gravierende Vererberin des Zwingers; in jedem

Vito Pachacumac

ihrer Würfe brachte sie Schönheits- und Rennchampions. In

Vito

ihrem ersten Wurf nach „Radscha“ fielen mehrere Champions – u.a. der Weltsieger 74, „Vito“.

Zulfikar Pachacumac

Für ihren zweiten Wurf holte sich Ursula Schulze aus Finnland den blau-brindle–Rüden CH „Tuohi-Tikan Siniparta“,

einen auffallenden, reich behaarten Rüden. Aus dieser Verbindung behielt sie den rot-grau-gestromten „Zulfikar“ mit tiefschwarzer Maske – ein sehr stolzer Afghane, der später Int., Deutscher, Luxembg. Champ., UICL-Sieg. 75, div. LS-Titel errang und mit 350 direkten Nachkommen eine wahre Brindle-Schwemme in Deutschland gebracht hat.

Emir Pachacumac

Emir

“Pani” (nach Kysil v.d. OM) wurde auch die Mutter von MCH “Emir”, der – selbst nicht außergewöhnlich schnell – zur damaligen Zeit als Vererber im Renngeschehen unerreichbar war.

404 direkte Nachkommen – und noch Generationen danach – präsentierten sich bei Rennen ganz vorne auf dem “Treppchen”.
Emir als Vererber

Eljundi Pachacumac

Dabei waren sie schön und standardgerecht – „Emir“ wurde eine Legende. Noch als Senior hatte er eine unheimliche Ausstrahlung und Würde; mit Stolz wurde auf seinen Namen in den Ahnentafeln hingewiesen. Seine schöne Schwester „Eljundi“ wurde als 3. PachacumacUICL-Champion für Schönheit und Leistung„

Emir Pachacumac

Farah Pachacumac

„Panis“ Enkelin „Farah“ errang dann als 4. Pachacumac das „UICL-Championat für Schönheit und Leistung“, zur damaligen Zeit der höchstbegehrte und durch die vielen Anforderungen „teuerste„ Titel, der viel Zeitaufwand und Reisen benötigte.

 

Ahmad Shah

Mit Absicht habe ich von den Anfängen der Zucht ausführlicher berichtet, um deutlich zu machen, dass sich Ursel Schulze ganz bewusst ein hervorragendes Zuchtpotential aufgebaut hatte und eigentlich ihrer Erfolge sicher sein konnte. Immer wieder hat sie ihrem Genpool fremde Blutlinien zugeführt und erweitert; sie zögerte nicht, wiederholt auf die bewährten v.d. OM–Linien zurückzugreifen, paarte dann die großartige Vererberin „Pani“ in ihrem 4. Wurf mit „Jinni von der Irminsul„ (ein Ahmad Sha-Sohn) aus der ältesten deutschen Zuchtstätte – mit unverkennbaren Silhouetten – langbeinig, kurz, lange Hälse und Hinterhände mit sehr tief gestelltem Sprunggelenk und holte sich 1982 aus Skandinavien über den sehr bekannten Siegerrüden „El Khyrias Wait and See“ sehr interessantem neuen Blutanschluss.

Chaabu Pachacumac

Chaabu

Das brachte später so bekannte Champions wie „Chaabu“,

Chaabu

u.a. UICL-Jugendsieger 1985,

Chaabu

UICL-Sieger 1988, Urenkel von „El Khyrias Wait and See“ und aus dem Irminsulanschluss resultierend das erfolgreiche

Darah Pachacumac

Geschwisterpaar MCH „Darah“, u.a. Verbandssieger 1983, Bundessieger 1984, und

Dagan Pachacumac

MCH „Dagan“, u.a. Verbandssieger 1984, UICL-Sieger. Beide „D“ bestimmten maßgebend das weitere Zuchtgeschehen;

Dagan

Dagan

„Dagan“ hat mit über 200 Nachkommen auch vielen anderen Zuchtstätten seinen unverkennbaren Stempel aufgedrückt. Es war eigentlich ein Remake der unvergessenen Geschwister „Pan“ und „Pani“. „Dagan“ war ein sehr beeindruckender, bestechend schöner Rüde, wurde aber im Auftreten von seinem attraktiven Sohn MCH

Rupmati Pachacumac

Rupmati

Rupmati

„Rupmati“ später weit übertroffen. Dieser hatte eine sehr große Ausstrahlung, zeigte sich stets freudig im Ring und war äußerst liebenswürdig. Er wurde ein sehr begehrter Zuchtrüde.

Rupmati und Yunga

Verbandsjugendsiegerin Yunga Pachacuma (rechts Pershing of Wameru mit Frau Kurhajek)

Orashan

Orashan

Es würde zu weit führen, die vielen Pachacumac-Champions aufzuzählen, im Ausstellungsring und auf der Rennpiste, aber unverkennbar war im Laufe der Zeit der sichtbare Einfluss auf viele andere Zuchten zu erkennen. Großen Anteil daran hatte auch der Chaabu-Sohn MCH „Orashan“, u.a. Weltjugendsieger, der allein schon durch seine Farbe auffiel: Rot mit viel Sable – später war er fast dunkelgrau mit ganz schwarzem Gesicht .Ihn kann man heute noch in seinen Nachkommen erkennen.

 

Ursula Schulze setzte im vergangenen Jahrzehnt dann vermehrt Coastwind- und andere amerikanische Linien ein und hatte damit große Erfolge. Die erfolgreichen Pachacumacs aus dieser Zeit – so lange ist dies ja noch nicht her – erspare ich hier abzulichten, alle sind zu bestaunen – mit Foto und Ahnentafel – auf der Website des Zwingers.

Chilan und Chala Pachacumac

 

Ha Malih Pachacumac

Churri

So gab es das schöne Geschwisterpaar „Chilan“ und „Chalawenn ausgestellt, immer vorne platziert – und die auffallende Schwester MCH „Churri“, Besitzerin Frau R. Trawinski, die auch die hoch prämierte „Ha’Malih“ besaß.

Gad Pachacumac

Eine große Showkarriere hätte sicherlich auch der schöne schwarze „Gad“ gemacht, leider ist er relativ jung verstorben. In der jüngeren Zeit gab es noch den schönen black-and-tan-Rüden

Nabu Pachacumac

Nahi Pachacumac

CH „Nabu“, u.a. Verbandsjugendsieger 2002, der im heimischen Kennel für herausragenden Nachwuchs sorgte – seine liebenswerte Schwester CH „Nahi“ im Besitz der Familie Richter kam zu hohen Ausstellungs- und Rennerfolgen, sie kennt man von vielen Veröffentlichungen. Ein bestechender Rüde mit großer Ausstrahlung und selbstsicherem Auftreten ist auch der Nabu-Sohn

Pharo Pachacumac Foto Scherling

CH „Pharo“, Besitzerin Frau A. Bobowski, der sicherlich noch weiter von sich reden machen wird, wunderschön auch in den Linien dessen Schwester „Peri“. Im Q-Wurf brachte „Nabu“ (mit „Isis“)

Qahira Nefertari Pachacumac Foto Scherling

Qahira Nefertari

ebenfalls außergewöhnlich schöne Nachzucht wie „Qahira Nefertari und deren Geschwister.

Viele hier nicht genannte, erfolgreiche Pachacumacs kann man – wie schon erwähnt – auf der Homepage des Kennels ansehen und in der Zwingerchronik darüber ausführlich nachlesen, für Züchter und Liebhaber der Rasse hoch interessant, finden doch sicherlich viele Nachfolgezuchten ihre Wurzeln darin.

 

Heinz Schulze Präsident des DWZRV und der UICL

Ursula Schulze war nicht nur die Züchterin der Pachacumac-Afghanen, sondern auch Lehrmeisterin, Beraterin und hat so manchen Afghanenfreunden den Einstieg in die nicht immer so einfache Szene erleichtert. Ihre Welpenkäufer schätzten das liebenswürdige Wesen, die Eleganz, die große Anhänglichkeit zum Menschen und die Rennbegeisterung „ihrer“ Afghanen sehr.
Ursel hat immer gerne gelacht und liebte mit ihrem Mann Heinz – wie übrigens auch ihre Söhne und die Schwiegertochter – eine „exzellente Küche“. Ein Essen im Hause Schulze war stets ein Gourmet-Ereignis, man konnte mit ihr genauso gut über Kochrezepte wie über Welpenaufzucht reden.

Ursel und Heinz beim Festabend

Festabend

 


 

 

 

 

 

Für den DWZRV war Ursula Schulze jahrelang als Landeszuchtwartin, Zuchtkommissionsmitglied und Spezialrichterin für Afghanen tätig. Sie unterstützte ihren Mann in allen anstehenden Windhundangelegenheiten; heute steht ihr Sohn Axel als Co-Züchter hilfreich zur Seite.

Ursel Schulze war Ehrenrichterin und Ehrenmitglied im DWZRV.

 

Wir Afghanenliebhaber danken Ursula Schulze für alles, was sie für diese herrliche Rasse geleistet und uns als genetisches Erbe hinterlassen hat.

Text: Diotima Schäfer