“vom Großen Hayn” – Barsois

Züchter: Cornelia und Peter Einbock

Text: Wolfgang Richter

„Ein verdammter und sturer Russe ist das! Schaff den bloß in den Zoo!“

Das war der Kommentar der Großmutter von Peter Einbock auf den Einzug des ersten Barsoi 1961 im Hause Einbock. Nach anfänglichen Schwierigkeiten war er (und später auch seine Oma) aber restlos begeistert von der Rasse Barsoi – dieser Eigensinn, diese Anhänglichkeit bis zur Selbstaufgabe, diese Ruhe und Gelassenheit, dieser Stolz, dieser Adel!

Dann hatte Peter Einbock Glück, denn er las eines Tages ein Plakat über eine Windhundrennveranstaltung in Dresden und fuhr mit dem Zug hin. Kontakte waren schnell geknüpft, vor allem zu dem hochverehrten und erfahrenen Zuchtwart und Richter Albert Schulze. Er war ihm auch betreffend der Identität seiner Hündin behilflich. Es handelte sich um die Hündin Ersilla Rodsill,

WT 23.05.1953, aus der Verpaarung Sillex Wergei x Rodina Wergei, Züchterin Frau Anni Müller.

1962 begann seine Mitgliedschaft in der Sparte Wind-und Rennhunde Dresden (der spätere Dresdner Windhund-Rennverein 1928 e.V.) und damit in der SZG WRZ (Spezialzuchtgemeinschaft Wind- und Rennhundezüchter) des VKSK (Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter). 

1966 beschäftigte er sich gedanklich zum ersten Mal mit der Barsoizucht. Bestärkt wurde er vom r Zuchtwart Albert Schulze, der ihn mit den Worten restlos überzeugte: „Wer so eine schöne Hündin besitzt, muss ganz einfach mit ihr für Nachwuchs sorgen, um die Gene weiterzutragen“.

Seit dem 11.04.1967 hat der Zwingername „vom Großen Hayn“ Bestand. Esther vom Treesenwald (Boris von der Troika x Aninka vom Treesenwald) von Züchterin Frau Lieselotte Bieligk aus Laussig bei Eilenburg, wurde auf einer Zuchtveranstaltung zur Zucht zugelassen.

Ares vom Triebischtal (nach Bljetka Alleska x Apollo Bujan) im Besitz von Herrn Krätz aus Siebenlehn bei Meißen war der Deckrüde.

Der erste Wurf erblickte am 12.01.1968 das Licht der Welt.

Peter hatte großes Glück – es waren nur sechs Welpen –drei Rüden und drei Hündinnen – ideal!

Anina

Der Wurf ging in sehr gute Hände. Herauszuheben ist Walter Fickler aus Dresden, der mit Anina vom Großen Hayn im Zwinger „vom Sachalin“ seine Zucht begann.  Anina wurde 1969 Jugendbeste Berlin, DDR-Siegerin 1969/70/71 und Siegerin Polen 1969. Auch Aninas Kinder waren sehr erfolgreich. Es war mit das Beste, was jemals in der ehemaligen DDR gezüchtet wurde. Ajax ging an Herrn Wittig aus Leipzig.

Zum Zuchteinsatz kam er im Zwinger „Chatanga“ von Rolf Schmidt aus Dresden, im Zwinger „vom Sudestrand“ von Jutta Hackbarth aus Lübtheen, im Zwinger „von der Trutzburg“ von Charlotte Mussaeus aus Leipzig, im Zwinger „aus der Muldenaue“ von Kurt Förster aus Roitzschjora und im Zwinger „vom Lossatal“ von Helmut Kirsten aus Olbersleben.

Und man lernt nie aus!                                                                            

Jürgen Peter aus Dresden beschwor ihn, doch einen Versuch mit seinem Rüden Amurat vom Kap Pizunda (Mogul aus der Taiga x Karina aus der Taiga) zu starten. Er besuchte ihn mit Amurat, aber der wollte in fremder Umgebung nicht decken. Jürgen Peter nahm seine Hündin mit nach Hause und siehe da …, keine Stunde später kam telefonisch die Vollzugsmeldung. Es scheint wohl doch richtig zu sein, dass die Hündin zum Deckrüden fahren soll und nicht umgekehrt.

Dieser Wurf hatte sehr großen Einfluss auf die Barsoi-Zucht in der DDR!

Frau Dagmar-Harriet Schwiedewi aus Schildow nahm Boris.

Boris

 Er begründete ihren Zwinger „von Taimyr“ zusammen mit der Anina von Großen Hayn´s Tochter Carina von Sachalin. Banica ging an Frau Annemarie Schmidt in Zwickau. Sie begründete ihren Zwinger „vom Kys Kallassy“ zusammen mit Anina vom Großen Hayn´s Sohn Boschi von Sachalin. Bojar ging zu Frau Ellen Jannak nach Meißen mit dem späteren Zwinger „von der Bosel“ und kam im Zwinger „vom Suchodol“ von Dr. Meyer aus Heddorf zum Zuchteinsatz.

Boris kam außerdem noch zum Zuchteinsatz bei Frau Liselotte Schindler in Berlin mit dem Zwinger „vom Märchenland“, im Zwinger „vom Lossatal“ von Helmut Kirsten aus Olbersleben, im Zwinger „Klingsor´s“ von Frau Karin Herold aus Berlin und im Zwinger „vom Akazienberg“ von Peter Ludwig aus Meyenburg.

Dana

Nach größeren persönlichen Umbrüchen kam ein neuer Lebensabschnitt.

Peter Einbock’s Tochter, animierte ihn, doch mal zur DDR-Siegerausstellung 1982 nach Leipzig zu fahren. Er meldete seine Freia und fuhr hin. Abgesehen davon, dass Freia eine wunderbare Beurteilung bekam, lernte Peter dort seine zweite Frau kennen.

Helios

Sie stellte den Rotmantel-Rüden Helios vom Döllnitztal (Boschi von Sachalin x Cilia vom Döllnitztal), DDR-Rennsieger und SZG-Rennsieger 1981, in Leipzig aus, einem Enkel der Anina vom Großen Hayn. Den wollte Peter als Deckrüden haben und seine Besitzerin gleich mit. Er bekam beide! Und noch einen PKW „Wartburg Tourist“ dazu, wo alle Hunde reinpassten.

Gemeinsam machten sie sich an die Realisierung des G-Wurfes. 

Er kam am 01.04.1983 mit vier Rüden und drei Hündinnen mit unserer Fortuna als Mutter auf die Welt.

Die deutsche Einheit 1989 kam und damit wurde alles anders.          

Die Möglichkeiten für die Zucht wurden unendlich, aber auch die Fallstricke vielfältiger. Bewährte Zuchtinstrumente, wie die Nachzuchtbeurteilungen fielen weg, Zuchttauglichkeitsprüfungen gab es nicht mehr. Dadurch fehlten gute Anhaltspunkte über den Zuchtwert der Tiere. Informationen über aufgetretene Fehler sind rar und werden nur als Insiderwissen weitergegeben

Frau Olze aus Scharfenstein war noch eifrig und brachte Justin vom Großen Hayn

Justin

zum Deutschen Champion des DWZRV und zum Champion des VDH. Er hat nie etwas anderes als V1 unter den verschiedensten Richtern mir Super-Beurteilungen bekommen – ein toller Rüde!

Nach dem M-Wurf wurde Peter selbst schwer krank, alle Zuchtpläne mussten auf Eis gelegt werden. Er musste sehen, erst einmal selbst am Leben zu bleiben. Gott sei Dank, schaffte er es und wir hoffen, es bleibt auch noch lange so.

Peter Einbock’s Resümee:

„In der Hundezucht war der Preis der deutschen Einheit, das Verschwinden vieler schöner Hunde aus den DDR-Zuchten in der Versenkung. Das Genpotenzial ging unwiederbringlich verloren. Sehr zu bedauern ist der Verlust der Instrumentarien für die Zuchtwertbestimmung der Tiere.

Für uns selbst war die Wiedervereinigung eine zweite Stunde Null in der Zucht. Zwar haben wir mit unserem M-Wurf eine schöne Zuchtbasis, aber wir sind zu alt, um noch viel zu tun.

Inzwischen sind 59 Jahre vergangen, seit unser erster Barsoi 1961 durch die deutsche  Teilung zu uns kam. Zur Zeit leben zwei Hündinnen bei uns. Sie werden mit uns alt werden.“